2017 Rumänien / Bulgarien / Serbien
Text: Ralf Ahlers
Das meine Motorradtour im Herbst des Jahres 2017 ein so "großes Problem" darstellen würde, habe ich vorher nicht gewusst. Es ist bei mir mittlerweile üblich, dass ich die letzten, mir zur Verfügung stehenden Urlaubstage eines Jahres, immer im Herbst für eine in sich geschlossene Motorradtour investiere. Meistens stehen mir noch zwischen sieben und zehn Tagen zur Verfügung. Je nachdem, ob noch ein Feiertag dazwischen kommt, oder andere Gegebenheiten die Zeit ein wenig verlängern. Da ich im Balkan schon sehr viele Länder besucht habe, werden die Entfernungen für die weiter entlegenen Regionen mittlerweile so groß, dass mir die zur Verfügung stehende Zeit langsam nicht mehr ausreicht.
Als reine netto - Reisezeit habe ich in diesem Jahr
neun Tage zur Verfügung. Um alle von mir geplanten Ziele erreichen zu können,
müsste ich noch ein paar Tage hinten dran hängen. Das geht aber leider nicht.
Mein großes Ziel - und bisher habe ich es noch nicht erreicht - wäre das Land
Bulgarien, inklusive des Schwarzen Meeres.
Um meinen Wunsch in diesem Jahr in die Tat umsetzen zu
können, habe ich eine Rundreise mit ca 2.800 km ermittelt. Die Vielfahrer unter
den Motorradfahrern werden das müde lächelnd abtun, aber für mich ist das nicht
das Ziel, welches ich in den letzten Jahren so hoch gehalten habe. Für mich
stand als Tourcharakter immer das gemütliche Fahren mit maximalen Tagesetappen
bis zu 300 km im Fokus. Sollte ich also an meinem Plan festhalten, die große
Rundreise so durchzuziehen, dann werden mitunter Tagesetappen fällig, die
deutlich über 300 km liegen. Und das - ich habe es oben schon erwähnt - gefällt
mir momentan überhaupt nicht. Auf den nachfolgend gezeigt den Bildern habe ich
die möglichen Alternativen für mich mal herauskristallisiert. Wenn ich schon an
der Gesamtkilometerleistung nichts ändern kann, dann möchte ich doch versuchen,
das maximal Mögliche aus dieser Zeit herauszuholen. Ob und inwieweit die
nachfolgend gezeigten Touren zum Tragen kommen, kann ich jetzt noch nicht
sagen.
Dass die Anreise in diesem Jahr erneut mit der
österreichischen Bahn passiert, hat ganz pragmatische Gründe:
- Der Preis für die Anfahrt von Hamburg nach Wien, inklusive eines
Liegeabteils mit Frühstück und Motorrad, kostet für eine Tour mit der
"Sparschiene", aber nicht stornierbar, schlappe 170 €.
- Die gesamte Anreise verkürzt sich dadurch, dass ich über Nacht im
Zug schlafend unterwegs bin und schon früh am Morgen wieder starten kann.
Problematisch bei der Anreise mit dem Autoreisezug ist jedoch die Tatsache, dass ich mit Wien einen nicht optimalen Start für den Balkan gefunden habe. Glücklicherweise bin ich nicht das erste Mal in der Region unterwegs und kann mit hoher Sicherheit sagen, dass Ungarn für mich nicht zwingend eines der besten Motorradländer ist. Das bedeutet im Klartext, dass die Anreise durch Ungarn in meiner Zielregion ausschließlich über die Autobahn erfolgen wird. Wenn ich der ganzen Sache etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es die Tatsache, dass ich hier mit einem Rutsch an einem Tag ca. 450 km absolviere, die ich von den anderen Tagen bequem abrechnen kann. Dadurch reduziert sich der tägliche Kilometerdurchschnitt doch um einiges.
Mit der Planungssoftware "BaseCamp" von
Garmin habe ich jetzt mal alle Möglichkeiten sichtbar gemacht. Ich habe alle
Strecken mit Kilometerangaben versehen, um alle Varianten mal rechnen zu
können. Jetzt geht es nur noch darum, mit meinem Kumpel, der mich auch dieser
Reise begleiten wird, ein gemeinsames Agreement zu finden... ;-)
Nach all' dem ganzen Hin und Her bezüglich der
Streckenwahl hat sich jetzt die u.g Strecke faktisch ergeben. Achtung! Die obige
Anwendung zeigt nur Tracks mit maximal 500 Punkten (wie im GPS - Gerät auch
;-)). Die ganze Tour hat jedoch deutlich mehr. Damit ich zumindest ansatzweise
etwas zeigen kann, habe ich sie trotzdem veröffentlicht, auch wenn sie beim
Heranzoomen etwas "holperig" aussieht. 2007 war ich schon einmal in
Rumänien. Das war mein erster Kontakt mit einem Balkanstaat. Als ich wieder zu
Hause war, war ich völlig durch den Wind. Ich konnte mit dem Urlaub in Rumänien
nicht wirklich etwas anfangen. Ich werde hier im Detail nicht weiter darauf
eingehen, möchte doch nur so viel sagen, dass ich mit der Infrastruktur und den
Gegebenheiten vor Ort echte Schwierigkeiten hatte. Rumänien war damit als
Urlaubsland für die Zukunft für mich gestrichen. Mittlerweile sind zehn Jahre
vergangen und ich bin ich in den anderen Ländern des Balkans unterwegs gewesen
und habe versucht, mich diesen Kulturkreisen und Nationalitäten erneut
anzunähern.
In diesem Jahr war ich erneut in Rumänien, weil ich
dieses Land als Transitland für die Durchreise bis nach Bulgarien benutzt habe.
Von damals bis heute hat sich aus meiner Sicht in diesem Land absolut nichts
verändert. Obwohl Albanien als das ärmste Land Land Europas gilt, empfinde ich
die Armut und den Verfall in Rumänien deutlich intensiver als in allen anderen
Ländern des östlichen Balkans. Diese Defizite sind in keinem anderen Land so
deutlich zu sehen, wie in den ländlichen Regionen Bulgariens und Rumäniens.
Schade. Auch in Serbien war ich mittlerweile schon zweimal und kann ganz klar den
Daumen nach oben heben, sowohl landschaftlich, als auch von der Infrastruktur.
Interessanterweise waren die zwischenmenschlichen Kontakte zwischen mir, als
Motorradfahrer, und den einheimischen Personen immer ohne Komplikationen und
geprägt von Freundlichkeit und einer zuvorkommenden Art, ohne jegliche
Vorurteile. Es hat mir in jedem Land in dem ich war, ausgesprochen gut
gefallen. In diesem Urlaub sind wir viel gefahren. Vielleicht etwas zu viel,
denn das Wesentliche, sprich Besichtigungen, Pausen, Ruhezeiten, oder
ähnliches, blieben ein wenig auf der Strecke. Ich will nicht meckern, alles war
in Ordnung, aber realistisch betrachtet war die Tour doch etwas zu groß für den
zur Verfügung stehenden Zeitraum von 7 Tagen vor Ort (+ Anreise und Rückreise
durch Ungarn). Die An- und Abreise durch Ungarn - beginnend mit dem
Autoreisezug in Wien - haben wir in einem Rutsch durchgeführt. Das waren
schlappe 460 km an jedem Tag. Ohne diese Marathonetappe hätten wir den Rest der
Tour erst gar nicht hinbekommen.
Fazit der Reise: Der Balkan ist größer und
umfangreicher, als es auf den ersten Blick in die Karte aussieht. Wer mehr
sehen will und sich intensiver mit diesen Ländern beschäftigen möchte, der
sollte volle 14 Tage Urlaub vor Ort einplanen.
Das haben wir gesehen:
Die Stadt Szeged in Ungarn: Diese
Stadt ist definitiv einen Aufenthalt wert. Auch wenn wir nicht lange dort
waren, so kann ich anhand meiner Eindrücke durchaus sagen, dass ein Besuch
lohnt. Vor allem der Teil der Innenstadt ist wirklich sehr schön anzuschauen,
mit architektonisch sehr gut gelungenen Gebäuden.
Die Transalpina: Diese
"sagenumwobene" Passstraße ist ca. 150 km lang und gilt als echte
Empfehlung für Motorradfahrer, wenn man sie von Norden her angeht. Der Einstieg
gestaltet sich eher langatmig und braucht einiges an Kilometern um gen Süden
hin spektakulärer und höher zu werden. Als wirklich sehr angenehm habe ich es
empfunden, dass von Anfang bis Ende fast ausschließlich nur zwei Gänge zum
Tragen kommen und auch die Gasstellung nahezu unverändert bleiben darf. Diesen
Pass fährt man völlig entspannt, in einer durchgehenden Linie. Man ist
sozusagen "im Flow". Das hat sehr viel Spaß gemacht.
Ganz oben hat uns dann leider das Wetter einen
heftigen Strich durch die Rechnung gemacht, weil wir uns wohl auf der
"falschen Bergseite" befunden haben, denn als es wieder ins Talwärts
ging, war das Wetter wie verändert. Mit solchen Phänomenen muss man in den
Bergen rechnen. Aber auch so etwas hat seinen Reiz. Man sieht halt nur so
wenig.
Das Budludzha - Denkmal: Dieses Denkmal
und Highlight dieser Reise war mein ganz persönlicher Wunsch. Wann habe ich
schon einmal die Gelegenheit einen Lost - Place im Ausland zu besuchen. Aber
auch hier, wie schon auf der Transalpina, war das Wetter nicht auf unserer
Seite. Um es vorsichtig zu formulieren. Der Nebel war so dicht, dass man die
Hand vor Augen nicht sehen konnte. Zum Motorradfahren war das Wetter nicht
wirklich ideal. Ganz oben, auf dem Gipfel, am Scheitelpunkt beim Denkmal,
konnte man sich direkt vor die Ruine stellen, ohne sie wirklich als solche
erkennen zu können. Dort oben herrschte heftiger Sturm, mit Regen der
waagerecht fiel und die Wolken waren so voller Wasser, dass es ein wirklich
unangenehmer Aufenthalt war. Trotz der widrigen Umstände hat es dort oben extrem
viel Spaß gemacht. Auch das Denkmal war aus der Nähe betrachtet, in jedem Fall
den beschwerlichen Aufstieg wert.
Sofia: Die Hauptstadt Bulgariens hat uns beide wirklich enttäuscht. Was mir
aufgefallen ist, das die Stadt nicht wirklich einladend gewirkt hat. Und damit
meine ich nicht das Alter, oder den Zustand der Gebäude oder Straßen. Nein, mir
fehlte einfach eine Art "Willkommensatmosphäre". Ich kann das gar
nicht so detailliert ausdrücken wie man es jetzt wahrscheinlich erwarten würde,
aber mir fehlt fehlte auch ein "Aha - Effekt". Sofia war eine der
Hauptstädte, in denen ich so wenig fotografiert habe, wie ansonsten in keiner
anderen Stadt. Diesen Aufenthalt hätten wir uns schenken können. Stattdessen
wären wir im Nachhinein viel lieber weiter nach Mazedonien gefahren. Egal, man
kann nicht alles wissen und vor allem nicht alles richtig machen.